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Die ökonomische Bedeutung der privaten Krankenversicherung, PKV

Die Gesundheitswirtschaft gehört zu den wichtigsten Branchen der deutschen Wirtschaft. Die in der Gesundheitswirtschaft enthaltene PKV-Wirtschaft erweist sich dabei als besonders wichtig. Um den Beitrag der Branche zum Wohlstand in Deutschland angemessen zu ermitteln, sollte laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Wertschöpfung als Bewertungskriterium im Mittelpunkt stehen. Die Bruttowertschöpfung resultiert aus dem Gesamtwert der Waren und Dienstleistungen die im Produktionsprozess erzeugt wurden, abzüglich des Wertes der Vorleistung. Die aussagekräftigsten Vergleichszahlen sind folgende:

 

Gesundheitswirtschaft insgesamt, PKV und GKV:

  • Der Anteil der Gesundheitswirtschaft an der Wertschöpfung in Deutschland beläuft sich auf 12 % (im Gegensatz zu nur 9 % in der Elektro- und Metallindustrie und 4 % in der Automobilindustrie)
  • 15,9 % des deutschen Arbeitsmarktes ist in der Gesundheitswirtschaft tätig (im Gegensatz zu 7 % in der Elektro- und Metallindustrie)

Private Krankenversicherung, PKV:

  • 1€ an PKV-Gesundheitsausgaben bewirken 1,07 € an Bruttowertschöpfung (1€ Konsumausgaben für „Nahrungs- und Futtermittel, Getränke & Tabakerzeugnisseführen zu 0,67 € und im Bereich „Datenverarbeitungsgeräte, optische und elektronische Erzeugnissezu 0,32 €)
  • Für jeden Arbeitsplatz in der PKV entstehen zusätzliche 4,6 Arbeitsplätze in Deutschland (Die Pharmaindustrie produziert 2,5 und die Informations- und Kommunikationsindustrie 1,3)
  • Für jeden Euro Bruttowertschöpfung in der PKV entstehen zusätzliche 2,1 € Bruttowertschöpfung in der Gesamtwirtschaft (in der Informations- und Kommunikationsindustrie 1,0 € und in der Pharmaindustrie 0,8 €)

 

Damit die Wertschöpfung und somit der ökonomische Fussabdruck der PKV ermittelt werden kann, wird ihr Beitrag in zwei Rollen aufgeteilt.

Die PKV handelt demnach als Wirtschaftsakteur und als Finanzier
Wirtschaftsakteur:

In der Rolle des Wirtschaftsakteurs liegt der Fokus der Analyse auf dem Beitrag der Arbeitnehmer der PKV. 2015 lag dieser Beitrag bei 8,6 Mrd. Euro. Die Bruttowertschöpfung ist hierbei direkt, indirekt und induziert mit der PKV-Geschäftstätigkeit verbunden. Direkte Bruttowertschöpfung entsteht durch die Geschäftstätigkeit von Mitarbeitern eines PKV-Unternehmens. Indirekte Bruttowertschöpfung entsteht z.B., wenn PKV-Unternehmen IT-Dienstleistung beanspruchen und diese bezahlen.Induzierte Bruttowertschöpfung ist das Resultat von Verausgabung der Gehälter der Mitarbeiter und Dienstleister z.B. im Einzelhandel. 115.800 Erwerbstätige hängen 2015 direkt, indirekt und induziert von PKV-Unternehmen als Wirtschaftsakteure ab. Betrachtet man die angeführten Vergleichszahlen wird der starke Dienstleistungs- und Inlandsbezug der PKV-Wertschöpfung deutlich. Diese Tendenz steht im Kontrast zu anderen aufgeführten Industrien, welche viele ihrer Vorleistungen aus dem Ausland beziehen.

Finanzier:

Die Rolle der PKV beschreibt die Funktion als Finanzier von Gesundheitsleistungen. Direkte, indirekte und induzierte Bruttowertschätzung beziffern sich auf 28,7 Mrd. Euro. Direkte Bruttowertschätzung bedeutet in diesem Kontext durch die PKV finanzierte Tätigkeit von Fachärzten, Krankenhäusern sowie die Produktion von Medikamenten. Indirekte Bruttowertschätzung sind beispielsweise vom Facharzt eingekaufte Dienstleistungen wie Reinigungspersonal. Induzierte Bruttowertschöpfung beschreibt die Verausgabung von Gehältern und Honoraren der Ärzte oder Dienstleister. Im Jahr 2015 gab es direkt, indirekt und induziert 589.200 Erwerbstätige durch die PKV als Finanzier.

 

Bürgerversicherung?

Die Gesundheitswirtschaft besteht aus der PKV sowie der GKV. Da es keine Zahlen zum ökonomischen Fussabdruck der GKV gibt, ist ein direkter Vergleich schwierig. Um dennoch einen Vergleich herzustellen, müssen die durch die PKV entstehenden Mehrumsätze ermittelt werden. Mehrumsätze resultieren aus medizinischen Leistungen, die erbracht werden, wenn ein Patient privat und nicht gesetzlich versichert ist. In 2015 belaufen sich diese Mehrumsätze auf 13,4 Mrd. Euro (10,6 Mrd. € direkte + indirekte Bruttowertschöpfung). Hinzu kommen 303.000 Erwerbstätige die direkt, indirekt oder induziert durch die Mehrumsätze betroffen sind. Sollte das Konzept der „Bürgerversicherung“ (als ein einheitlicher Krankenversicherungsmarkt ohne PKV) eingeführt werden, entsteht die Frage nach den Implikationen für die Ausstattung der Praxen und Krankenhäuser. Da viele Befürworter der Bürgerversicherung eine Kompensation der Mehrumsätze ausschließen, würden den medizinischen Institutionen Umsätze in Milliardenhöhe fehlen.

Zusätzlich zu dem großen Beitrag, den die Gesundheitswirtschaft ohnehin zur Gesamtwirtschaft in Deutschland beiträgt, sind es insbesondere die PKV und ihre ökonomische Impulswirkung, die einen intensiven Dienstleistungs- und Inlandsbezug aufweisen, welche einen vergleichsweise hohen Beitrag zum Wohlstand in Deutschland beiträgt.

 

Datenquelle: WifOR 2017